Sonntag, 6. Mai 2012

Alkoholismus

Alkoholismus:

Die weltweit verbreiteste Droge Alkohol nimmt in unserer Gesellschaft eine Sonderstellung ein. Als Bestandteil unterschiedlichster Getränke hat sie als Genußmittel große Bedeutung in underem gesellschaftlichen Leben errungen. Die anregende und spannungslösende Wirkung des Alkohols steht dabei im Vordergrund. Zweifelsohne hat die lange Geschichte des Alkohols in unserer Kultur zu Regeln und Normen für seinen Gebrauch geführt. Trotzdem gehört Deutschland zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Alkohol. Besorgniserregend sind die Häufigkeit des Alkoholkonsums sowie die z. T. verharmlosende Einstellung zum Zustand des Betrunkenseins. Das Abhängigkeitspotential der Droge Alkohol wird verkannt. Das Resultat sind 2,5 Millionen behandlungsbedürftige Alkoholiker in Deutschland. Alkohol schädigt Gehirn- und Nervenzellen, die Magenschleimhaut, Herz und Gefäße und vor allem die Leber. Außerdem erhöht er das Risiko, an Krebs im Mund- und Rachenbereich sowie an Kehlkopf-, Speiseröhren- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Belastend sind auch die durch den Alkohol bedingten Schäden der Nervenzellen. Von diesen Nervenschäden, die der Arzt als Polyneuropathie bezeichnet, ist etwa die Hälfte aller Alkoholiker betroffen. Zeichen einer alkoholbedingten Neuropathie sind Kribbeln und Taubheitsgefühl in Händen und Füßen, Unempfindlichkeit gegen Kälte und Schmerz, verringerte Reflexe. Die schädlichen Wirkungen des Alkohols können beim Mann schon durch die tägliche Zufuhr von umgerechnet 60 bis 80 Gramm reinem Alkohol ausgelöst werden. Das entspricht etwa einem Dreiviertel Liter Wein oder anderthalb Litern Bier. Bei Frauen genügen bereits deutlich geringere Mengen - etwa ein Drittel.
Als Meßlatte zur Einstufung des eigenen Alkoholkonsums dient zu häufig das Bild vom körperlich und psychisch Abhängigen, der aufgrund von Entzugserscheinungen zu regelmäßigem und exzessivem Alkoholkonsum gezwungen ist. Doch gerade vor dem Hintergrund des fließenden Übergangs vom gelegentlichen Trinken zur Alkoholabhängigkeit ist eine weitaus kritischere Analyse des eigenen Trinkverhaltens geboten. Die folgenden typischen ersten Alarmzeichen müssen ins Bewußtsein gelangen:
das Gefühl, immer mehr zu vertragen
Der erste Drink rückt tageszeitlich nach vorn.
Das tatsächliche Ausmaß des Alkoholkonsums wird verheimlicht.
Vorhaltungen zum eigenen Alkoholkonsum machen aggressiv.
Das Fehlen von Alkohol bereitet Unruhe.

Die Ursachen des Alkoholmißbrauchs sind zwar vielschichtig, doch stehen psychische und soziale Probleme meist im Vordergrund. Ein erhöhtes Abhängigkeitsrisiko besteht vor allem bei Menschen, die an Neurosen, Angststörungen oder Depressionen leiden. Auch Einsamkeit und soziale Isolation spielen in der Ursachenbetrachtung eine Rolle; so lebt fast jeder zweite Alkoholkranke allein. Wichtigste Voraussetzung für eine Therapie ist, daß der Alkoholkranke sich und anderen seine Sucht eingesteht und sie als Krankheit akzeptiert. Oft dauert dies mehere Jahre, so daß die Therapie in aller Regel mit einer Entgiftung eingeleitet werden muß. Zu diesem Zweck wird eine stationäre Entziehungskur in einer Fachklinik durchgeführt. Die körperlichen Entzugserscheinungen wie Schwitzen, Herzrasen, Zittern, Unruhe, Ängstlichkeit und Reizbarkeit können dann unter ärtzlicher Aufsicht mit Medikamenten gelindert werden. Darüberhinaus kommen zur Behandlung alkoholbedingter Nervenschäden hochdosierte Vitamine aus dem B-Komplex und die Substanz Liponsäure zum Einsatz. Im Anschluß an die körperliche Entgiftung erfolgt eine intensive psychotherapeutische Behandlung. Diese mehrere Monate dauernde Entwöhnungsphase soll die Persönlichkeit des Patienten stabilisieren, um ihn von seiner psychischen Abhängigkeit zu befreien. Danach muß für den Rest des Lebens auf Alkohol strikt verzichtet werden, um Rückfälle zu vermeiden. In Selbsthilfeorganisationen können sich Betroffene austauschen und in ihrem Kampf gegen die Sucht unterstützen. Rückfälle sind bei Alkoholikern häufig und dürfen nicht zur Resignation und Abbruch der Therapie führen. Seit kurzem steht mit dem Wirkstoff Acamprosat eine Substanz zur Verfügung, mit der man die Rückfallrate deutlich reduzieren kann. Acamprosat dämpft die Übererregbarkeit der Nervenzellen und verringert so während des Entzuges das Verlangen nach Alkohol. Das Medikament darf jedoch nur begleitend zu psychotherapeutischen Maßnahmen eingesetzt werden.

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